Jahresbericht des Präsidenten der IANFP 1998 / 99

 

Unsere Jahrestagung vom 14.11.1998 in Luzern war dem Thema « Mutter werden mit 40 oder darüber » gewidmet. Die Genetikerin Dr. Braga zeigte uns die Probleme bei der Beratung auf. Eine solche sollte die Eltern dazu befähigen, aufgrund objektiver Information eine eigene Entscheidung zu treffen. Wegen des Risikos für Embryoverlust von 0,5 bzw. 2,0 % sind Fruchtwasserpunktionen und Chorionzottenbiopsie nur dann indiziert, wenn der Untersuchungsbefund auch eine therapeutische Konsequenz haben kann. Wenn die Eltern ein behindertes Kind annehmen wollen, dann sind diese Untersuchungen überflüssig. Wichtig ist das Sicherstellen der psychosozialen Begleitung unabhängig vom Entscheid der Eltern nach einer genetischen Beratung und vorgeburtlicher Untersuchung. Dr. Braga schloss mit der Frage: Ist Verhinderung des Lebens denn Prävention?

Frau Pfisterer und ihre behinderte Tochter bezogen uns mit in ihr Spiel ein. Sie zeigten uns, wie wichtig es ist, Berührungsängste abzubauen und ganz natürlich mit Behinderten umzugehen.

Tatjana Barras teilte uns ihre Erfahrungen aus der Schwangerschaft ihrer Kinder mit. Nach 40 Jahren Leben allein und zu zweit muss man bewusst Platz für einen Dritten im Bunde einräumen. Jedes Kind ist eine Bereicherung, auch das behinderte. Wenn wir uns Ihm überlassen, steht uns Gott mit seiner Hilfe bei. Gelingt es einem Ehepaar, sich vom Stress zu lösen, kann es durchaus zu einer natürlichen Empfängnis kommen, oft sogar nach erfolglosen IVF-Versuchen.

Dr. Grüniger sprach zum Thema aus gynäkologischer Sicht. Bei genügender Ueberwachung ist das obstetrische Risiko nicht höher als bei jüngeren Frauen. Man muss jedoch dem Umstand Rechnung tragen, dass Frauen über 40 eine höhere internmedizinische Morbidität haben.

PD Dr. Wisser legte uns dar, was mit dem Ultraschall alles gefunden werden kann, und wonach man dabei sucht, wie z.B. Anzahl der Kinder, Implantationsort, Vitalität, Embryoalter, Morphologie und Hinweise für Krankheiten. Die Echographie ist ein äusserst wertvolles Hilfsmittel zur Planung der Geburt und zur Feststellung von Krankheiten, die man vor oder nach der Geburt behandeln kann. Der Ultraschall hat wesentlich dazu beigetragen, dass die perinatale Müttersterblichkeit von 35 im Jahre 1970 auf 8 Frauen pro 100’000 Geburten im Jahre 1998 abgesunken ist.

Die Umfrage unter Aerzten für eine Liste der an NER interessierten Kollegen steckt immer noch im Projektstadium.

Von unserm Bulletin liegt die 2. Ausgabe vor. Wir sind sehr an Anregungen, Artikeln und Mitarbeit interessiert.

Im politischen Bereich hat die IANFP an der Vernehmlassung des Bundesgesetzes über genetische Untersuchungen beim Menschen teilgenommen und in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Katholischer Aerzte der Schweiz (VKAS) eine Stellungnahme erarbeitet.

Unser langjähriger Kassier Urs Kayser demissioniert und kann seiner Nachfolgerin Frau Dr. med. Maria Jesus Staubli die Kasse in gutem Zustand überreichen. Für seine Verdienste sei ihm herzlich gedankt, ebenso meinen Mitarbeitern im Komitee für ihre Unterstützung und ihre Präsenz an den Vorstandssitzungen.

Bulle, 13. November 1999 Niklaus Waldis, Präsident IANFP